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Baggerseen und Abbaustätten als Zukunftsorte für Energiewende, Biodiversität und geologische Forschung

Baggerseen und Abbaustätten als Zukunftsorte für Energiewende, Biodiversität und geologische Forschung

Baggerseen, Kiesgruben und Steinbrüche sind nicht nur Orte des Rohstoffabbaus, sondern wahre Zukunftsorte. Beim Forum „Kieswirtschaft im Dialog“ (KiWi) im Europa-Park erfuhren die rund 200 Teilnehmenden aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Naturschutz, wie Abbaustätten zur Energiewende, dem Erhalt der Biodiversität und der geologischen Forschung beitragen können. Das Motto lautete: „Grenzen überwinden – Neues miteinander schaffen“.  Experten aus den Bereichen Umwelt, Wasserwirtschaft und Mineralogie gaben zukunftsweisende Ausblicke.

Nachhaltige Energiekonzepte
mit Sonne und Seewasser

Ein Schwerpunkt lag auf nachhaltigen Energiekonzepten mit Sonne und Seewasser. Dr. Joachim Bley, Leiter Abteilung Wasserwirtschaft bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Langenargen, stellte das Potenzial schwimmender Photovoltaik (PV) -Anlagen auf Baggerseen vor: Bis zu 25 % der Wasserflächen könnten mit Solarpanels bebaut werden – derzeit erlaubt das Gesetz nur 15 %. Gerade angesichts der globalen Unsicherheiten bei der Energieversorgung sei eine dezentrale und nachhaltige Stromversorgung, wie sie schwimmende PV-Anlagen auf Baggerseen bieten, eine vielversprechende Alternative. Die Politik müsse hier den gesetzlichen Rahmen endlich anpassen.

Ein weiterer Ansatz ist die Seethermie, die am Bodensee eingesetzt und erforscht wird. Hier wird Wärme genutzt, die im Seewasser natürlich gespeichert ist – denn selbst im Winter bleibt das Wasser unter der Oberfläche relativ warm. Diese Energie kann mit Wärmetauschern nutzbar gemacht werden – nach dem Prinzip eines „umgekehrten Kühlschranks“. Bereits eine minimale Abkühlung des Bodensees um 0,2 Grad würde theoretisch ausreichen, um sämtliche Anwohner mit Energie zu versorgen. Ob dieses Verfahren auch für Baggerseen geeignet ist, wurde kontrovers diskutiert und erfordert weitere Forschung.

Abbaustätten:
Hotspots der Biodiversität

Professor Dr. Gregor Markl, Lehrstuhl für Petrologie & mineralische Rohstoffe an der Universität Tübingen, erläuterte, warum ehemalige Abbauflächen echte Hotspots der Biodiversität sind. Arten, wie zum Beispiel der sehr seltene rote Apollo-Schmetterling, finden in den nährstoffarmen, offenen Flächen ideale Bedingungen. „Das Leben gedeiht dort, wo Mangel herrscht – nicht auf überdüngten Wiesen“, so Markl. Abbaustätten seien deshalb von unschätzbarem ökologischem Wert.

Heimische Rohstoffe sichern

Experte Markl lenkte den Blick auch auf die heimischen Bodenschätze. Allein im Schwarzwald gibt es über 1000 bekannte Erzvorkommen. Die Grube Clara bei Oberwolfach gilt als einer der weltweit bedeutendsten Fundorte für Mineralien, darunter Flussspat, aus dem Fluorid für Zahncreme gewonnen wird, aber auch Seltene Erden, die für den Bau von Windturbinen erforderlich sind. Angesichts anhaltender geopolitischer Spannungen gelte es, heimische Rohstoffe gezielt zu erforschen und zu sichern.

Jonas Deichmann: Wenn das Limit nur im Kopf existiert

Der emotionale Höhepunkt des Nachmittags war der Vortrag von Extremsportler Jonas Deichmann, der mit seinem Projekt „Der erste Triathlon um die Welt“ Grenzen neu definierte. Über 25.000 km schwamm, radelte und lief er auf fast allen Kontinenten. Nichts und niemand konnte ihn stoppen – weder die Corona-Pandemie, noch eine Lebensmittelvergiftung in der 50 Grad heißen Sahara-Wüste oder Visaprobleme an der russischen Grenze. In Mexiko avancierte er als „deutscher Forrest Gump“ zum Nationalhelden. Seine Botschaft: Wer bereit ist, eigene Grenzen zu überwinden, kann Großes schaffen. Deichmanns Erfahrungen passten perfekt zum KiWi-Motto. Seine Geschichte machte Mut – und zeigte, dass auch große Herausforderungen, wie die Energiewende oder der Artenschutz gemeistert werden können, wenn der Wille da ist, Neues zu wagen.

Quelle: KIWI